* Mainz, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum, Inv. Nr. B 00259

Reichenauer Epistolar des Mainzer Domschatzes 

Alte Signatur: Hs 972; bekannt als Cod. Kautzsch 3 - Pergament - II + 161 + 1 Bl. (gezählt 160, Bl. 132a bei der Zählung übergangen; Iv u. 1r verklebt) - 23,9 x 17,7 cm - Reichenau - gegen 980 (Labusiak) oder um 1000

 

Schrift und Ausstattung

Karolingische Minuskel, Überschriften in roter Capitalis rustica. Require-Vermerke in Rustica. Gelegentlich Zeileninitialen, ebenfalls in Capitalis rustica. 5v-6v interlinear nachgetragene St. Galler Neumen.

1v Titelseite in roter Monumentalcapitalis. Zwei Initialzierseiten mit goldbesetzten Silberrankeninitialen vor Purpurgrund: 2r zu Heiligabend, 82r zu Ostersonntag. Weitere Goldrankeninitialen 4v, 9r, 14r, 81v, 91r, 93v, 94r, 105v, 106r, 107v, 108r, 117v, 118r, 119r, 122v, 129v, 135v, 136r, 138v.

 

Geschichte der Handschrift

Nach Angaben von Johann Konrad Dahl aus dem von Willigis gegründeten und 1802 aufgehobenen Mainzer Stephanusstift. Auch die Neumen beim Stephanusfest (5v-6v) und die Ikonographie des gotischen Buchdeckels belegen, dass der Codex zumindest schon im Hochmittelalter dort lag.

 

Literatur

Dahl, Johann Konrad: Alte Lectionarien und Codices Evangeliorum im Domstift zu Mainz befindlich, Manuskript im Stadtarchiv Mainz, Nachlass Dahl Fasz. 1,20, o.J. (nach 1802), Nr. 1 (fol. 1r). [1r]

Kautzsch, Rudolf/Neeb, Ernst: Der Dom zu Mainz (Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Mainz. Bd. 2: Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Stadt Mainz 1), Darmstadt 1919, S. 367.

Gündel, Christian: Der Mainzer Domschatz, Mainz 1962, S. 21.

Klauser, Theodor (Hrsg.): Das römische Capitulare Evangeliorum (Liturgiegeschichtliche Quellen und Forschungen 28), 2., um Verbesserungen und Ergänzungen vermehrte Aufl. (1. Aufl.: 1935), Münster i.W. 1972, S. LXXXVI, Nr. 77.

Lüdke, Dietmar: Die Statuetten der gotischen Goldschmiede, 2 Bde., Diss. Tübingen 1979, München 1983, Nr. 317b (Bd. 2, S. 705-706).

Hoffmann, Hartmut: Buchkunst und Königtum im ottonischen und frühsalischen Reich (Schriften der Monumenta Germaniae Historica 30,I-II), 2 Bde., Stuttgart 1986, S. 309, 315, 317, 323, 331-332, 337, 341.

Krämer, Sigrid: Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1), 3 Teile, Teil 3 unter Beteiligung von Michael Bernhard, München 1989-1990, Teil 2, S. 550.

Euw, Anton von: Das Autorenbild im Epistolar Cod. Sang. 371 der Stiftsbibliothek Sankt Gallen, in: Peter Ochsenbein/Ernst Ziegler (Hrsg.): Codices Sangallenses. Festschrift für Johannes Duft zum 80. Geburtstag, Sigmaringen 1995, S. 93-103, hier 96.

Kotzur, HansJürgen (Hrsg.): Dommuseum Mainz. Führer durch die Sammlung, bearb. v. Alexandra König, Diana Ecker, Bettina Schüpke, Mainz 2008, Nr. 26.

Labusiak, Thomas: Die Ruodprechtgruppe der ottonischen Reichenauer Buchmalerei. Bildquellen - Ornamentik - stilgeschichtliche Voraussetzungen (Denkmäler Deutscher Kunst), Berlin 2009, S. 260-261 u. Kat. Nr. 8 (auch S. 14, 48, 51, 265, 267-269, 339-340, 356-360).

 

Abbildungen

Vorderdeckel [Gündel 1962, S. 21]

Vorderdeckel [Kotzur 2008, S. 115; in Farbe]

1v-2r [Labusiak 2008, Abb. 348]

4v-5r [Labusiak 2008, Abb. 350]

81v [Labusiak 2008, Abb. 352; Detail]

82r [Labusiak 2008, Abb. 349]

108r [Labusiak 2008, Abb. 351; Detail]

 

Einband

Einband vermutlich Mainz, Anfang 14. Jh. (Lüdke). Wohl im frühen 19. Jahrhundert überarbeitet. In einem durchbrochen gearbeiteten vergoldeten Rahmen über rotem Samt (anstelle von Glasflüssen?) (vgl. Inv. Nr. B 00258, olim Kautzsch 2) in einem Bildfeld aus vergoldetem Silber die Steinigung des hl. Stephanus mit plastischen Figuren dargestellt: Ein Jude (Judenhut wohl verloren) wirft einen Stein auf den knienden Stephanus, der zur Hand Gottes aufblickt; hinter ihm steht Saulus/Paulus und hält das Kleid eines Peinigers. Auf den Ecken verzierte Buckel mit Glasflüssen auf den Spitzen.

 

Inhalt

1v-158v Epistellesungen und Lesungen aus dem Alten Testament für den Jahreskreis; Titel 1v: >INCIPITLIBER COMITUM<.

1v-144v vermischtes Temporale-Sanktorale, beginnend mit Heiligabend, endend mit den Adventssonntag vor Weihnachten; enthält 25 Sonntage nach Pfingsten und fünf Adventssonntage. In Rom übliche, wenig auffällige Heiligenfeste; 135v-136r >In vigilia omnium sanctorum<, 136r >In commemoratione omnium sanctorum<; kein Martinsfest; kein Trinitätsfest an der Pfingstoktav.

 145r-157r Commune Sanctorum.

 157r-v >In dedicatione ecclesiae<.

 158r-v >In agenda mortuorum<.

 

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